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Aspell op Platt
 

Plattdeutsche Rechtschreibung

Plattdeutsche Rechtschreibung - gibt es das?

Die Rechtschreibung fürs Hochdeutsche wird zentral geregelt. Beim Plattdeutschen ist das nicht so. Hinzu kommt, dass es regionale Varianten des Plattdeutschen gibt wie Sand am Meer. Und darüber hinaus gibt es eine Fülle von Systemen, wie Plattdeutsch geschrieben wird. Oftmals machen diese Systeme die Unterschiede zwischen den Dialekten im Schriftbild sogar größer als sie aus Sicht der Sprecher sind. Wie geht man mit dieser Situation um, wenn man eine Benutzeroberfläche für Linux ins Plattdeutsche übersetzen will?

Man muss sich für ein Plattdeutsch entscheiden, das für möglichst viele verständlich ist. Und man muss sich für ein Schriftsystem entscheiden, das intuitiv verständlich ist.

welcher Dialekt ist die Basis

Als Basis für KDE op Platt und damit auch für aspell op Platt dient das Nordniedersächsische. In diesem Dialektgebiet gibt es zwei Radiosender, die regelmäßig plattdeutsche Nachrichten und andere plattdeutsche Sendungen erstellen. Dieses Platt haben wir uns zum Vorbild genommen. Es ist ein Platt, das in weiten Teilen des plattdeutschen Sprachgebiets gut verstanden wird.

Welches Schriftsystem

Über plattdeutsche Schriftsysteme kann man lange philosophieren. Es gibt eine ganze Reihe von Kandidaten, die den Anspruch erheben, Platt (allgemein, oder zumindest den einen Dialekt, auf das sie speziell zugeschnitten sind) besonders gut zu verschriftlichen. Manche dieser Systeme orientieren sich eher am Hochdeutschen, um es einem ungeübte Leser (und das sind ja die meisten) möglichst leicht zu machen, die Wörter wiederzuerkennen. Andere legen mehr Wert auf die genaue Wiedergabe der plattdeutschen Phonetik, sehen dafür aber für einen nicht eingeweihten Leser sehr exotisch aus.

Ziel von KDE op Platt ist, die Oberfläche von Linux auf Platt zu präsentieren. Da ist es schon schwierig genug, passende plattdeutsche Wörter für all die technischen Begriffe zu finden, die man dafür braucht. Da kann und will KDE op Platt kein sprachwissenschaftliches Experiment sein, eine gänzlich neues Rechtschreibsystem für Plattdeutsch zu entwickeln. Da muss ein bewährter Standard her.

Die Schreibweise nach Sass

Für KDE op Platt haben wir uns für die Schreibweise nach Sass entschieden. Das ist ein Schreibsystem, das in den letzten Jahrzehnten einen kontinuierlichen Zustrom von Nutzern erlebt hat. Es wird von der Fehrs-Gilde verantwortet und damit steht eine große Zahl von plattdeutschen Autoren hinter diesem System. Es ist überregional angelegt. Es zielt auf eine hohe Wiedererkennung plattdeutscher Wörter durch ungeübte Leser ab. Für unsere Zwecke ist dieses System ideal und wir finden es wichtig, diesen sich herausbildenden Standard für plattdeutsche Rechtschreibung zu unterstützen.

Eine Ausnahme

Eine Ausnahme vom Sass haben wir uns genehmigt. Die Schreibung nach Sass sieht vor, Fremdwörter, die im Plattdeutschen nicht (oder nicht wesentlich) anders als im Hochdeutschen ausgesprochen werden, so geschrieben werden, wie im Hochdeutschen. Ziel ist hierbei die hohe Wiedererkennung. Für diese Wörter gilt also ein System nicht, das ansonsten streng durchgehalten wird: die am Niederländischen orientierte Verdoppelung von Langvokalen in geschlossener Silbe. So heißt es nach Sass "Baas" (Boss, Chef) und "he maakt", aber "Plan" und nicht "Plan" und "Natur" und nicht "Natur". Allerdings ist sich das Sass'sche Wörterbuch hier selbst nicht immer treu. Immerhin heißt es auch nach Sass "Plaan" und das ist ein Fremdwort.

Nun hat man im technischen Bereich oft mit lateinischen und griechischen Fremdwörtern zu tun. Uns ist aufgefallen, dass die Kennzeichnung der Langvokale im Niederländischen konsequenter durchgehalten wird als bei Sass. Und wir dachten uns, soviel Rückgrat und Selbstbewusstsein sollten wir im Plattdeutschen auch haben, dass wir uns nicht zu stark ans Hochdeutsche anlehnen. Wir schreiben also nicht (wie Sass es fordern würde) "System", sonden "Systeem". Dies tut der Wiedererkennung nicht weh. (Anders als "Hoon" statt "Hohn", das wäre für viele ungeübte Leser nicht gut zu erkennen.) Wir finden das gut. Wir schlagen daher auch anderen Schreibern nach Sass vor, sich unser KDE mal anzusehen, über die Langvokale in Fremdwörtern noch einmal nachzudenken und sich zu fragen, ob sie nicht auch daran Gefallen finden würden.